Eine der dringlichsten Fragen unserer Zeit ist wohl: “Wie
sollen wir künftig leben?” Zweifelsfrei eine komplexe Frage, die sich mit einfachen Antworten nicht zufrieden gibt. Wodurch
sie sich aber ideal dafür eignet, mit den durch die Künste gebotenen Spielarten durchleuchtet zu werden. Im Rahmen künstlerischer
Forschung ist Raum für das kombinatorische Denken von Utopie und Dystopie sowie die Vorstellung unterschiedlicher Varianten
von Zukunft. Wir erschaffen begehbare Erzählungen in realen Umgebungen, die auf Ideen von spekulativen Zukunftsszenarien basieren.
Der Forschungsdrang eines Publikums wird dabei vor allem über die Haptik, die mediale Inszenierung und die detailgetreue,
inhaltlich vielschichtige Aufbereitung stimuliert. Curiouser and Curiouser, cried Alice (CCA) baut auf die im Kontext begehbarer
Erzählungen gesammelten Erkenntnisse auf und will mit den Mitteln künstlerischer Forschung bewusstseinsschärfende und sensibilitätsstiftende
Vertiefungen über die Beschaffenheiten einer zukünftigen Welt, in der wir leben können und wollen, anregen. Durch kooperative
und partizipative Gestaltungsprozesse zur Entwicklung möglicher und wünschenswerter Zukünfte wird die Öffentlichkeit motiviert,
sowohl individuelle als auch kollektive Ideen von Zukunft zu verhandeln. Um potentielle Zukünfte aus nächster Nähe sinnlich
zu erfahren und zu erforschen, bitten wir zum neugierigen Flanieren in eigens konstruierten und inszenierten Umgebungen. Durch
die Schaffung und Zugänglichkeit immersiver Erlebnisse ermutigen wir die BesucherInnen, spekulative Zukunftswelten ebenso
zu erkunden wie mögliche, plausible, wahrscheinliche und wünschenswerte Verhaltensweisen individuellen Seins. In diesem Kontext
erachten wir speziell Museen als geeignete Präsentationsplattformen; als anregende, erforschbare Orte und Initiatoren eines
offenen Geistes. “Die eine Zukunft” ist häufig kolossal, einschüchternd und furchteinflößend, macht Angst. CCA will dem entgegenwirken,
will Lust und Neugierde auf Zukunft schaffen und entfachen. Indem es sich darauf konzentriert vielfältige, formbare und verlockende
Zukünfte, die vorstellbar und konkret sind, zu zeichnen. Sie, die Zukünfte, werden kollaborativ gedacht, skizziert, implementiert
und präsentiert. Erlauben das “laut über die Zukunft nachdenken” und das in öffentlichen Experimenten und immersiven Umgebungen
verloren gehen. Die Schaffung plausibler Zukünfte verlangt nach Balance zwischen positiven und negativen Entwicklungen und
Trends. Als Symbolfigur des Projektes kann daher Janus, doppelgesichtiger Gott der Türen und Tore, des Anfangs und des Endes,
zur Hälfte optimistische Pollyanna und zur anderen Schwarzseherin Cassandra, erachtet werden. Im Zuge von CCA sollen schließlich
nicht alleinig mögliche Zukünfte erforscht werden, sondern vor allem wünschenswerte. Janus behält das Optimistische und das
Pessimistische, das Utopische und das Dystopische im Auge und in Balance – diese Spannung ist es, die neue, geistreiche Anregungen
und Ideen für eine Welt von morgen hervorbringt.