Outer Woman
Projektleiterin: Cordula Daus
Zentrum Fokus Forschung
Laufzeit: 01.11.2020 - 31.10.2024
Austrian Science Fund (FWF): V 797 Richter Programm (inkl. Richter-PEEK)
https://base.uni-ak.ac.at/recherche/e:5fZSUusad348PFsXftrfJS
Wir alle sind von einer Frau geboren worden. Was wäre, wenn diese grundlegende biologische
Tatsache in Frage gestellt würde? Das künstlerische Forschungsprojekt Outer Woman untersucht die Idee einer Schöpfung
und Geburt aus einer künstlichen Gebärmutter.
Ektogenese (von griech. ecto = ,außer‘ und genesis = ,Entstehung‘)
bezeichnet die Entwicklung eines Embryos in einer künstlichen Umgebung außerhalb des Mutterleibs. Outer Woman behauptet
eine Welt, in der Ektogenese bereits Wirklichkeit ist. Ausgehend von dieser Prämisse, entwickelt das Projekt neue Modelle
künstlerischer Forschung, die feministisches Denken, wissenschaftliche Methoden, performative Praxen und formexperimentelle
Sprachkunst miteinander verbinden.
1970 entwirft Shulamith Firestone in ihrem Bestseller The Dialectic of Sex eine
positive Vision neuer Lebens- und Liebesformen. Die technischen Voraussetzungen für eine feministische Revolution, so die
Autorin, seien erreicht, um die Klasse der Frauen aus ihrer biologisch bedingten Unterdrückung zu befreien. Dreh- und Angelpunkt
von Firestones Utopie ist die Abschaffung der natürlichen Geburt.
Mit ihrem Projekt Outer Woman nimmt die
Schriftstellerin und Künstlerin Cordula Daus die Spuren von Firestone und anderen AutorInnen auf, um den aktuellen Stand der
Reproduktionsmedizin zu erkunden und alternative Fortpflanzungs- und Austragungsszenarien jenseits der Mutter zu erproben.
Im Verlauf des Projekts wird sie ein kollaboratives Script für einen künstlichen Uterus entwickeln. Eine neue Frau wird erschaffen
werden: Dee. Sie ist die erste ihrer Art, eine outer woman.
Das Projekt folgt dabei einer Reihe künstlerischer
und wissenschaftlicher Setzungen. Cordula Daus entwirft Szenen und Figuren, die in Feldforschungen und Workshops überprüft
und weiter bearbeitet werden. Die Geschichte der Dee entsteht im Austausch mit ReproduktionsmedizinerInnen, Hebammen, PhilosophInnen,
BioethikerInnen, ChoreographInnen, PerformerInnen und KünstlerInnen. Gemeinsam bilden sie ein geburtshelferisches Team, das
nicht nur Materialien liefert, sondern neue Methoden für künstlerisches Forschen und Schreiben ersinnt.
Ektogenese
ist bereits Untersuchungsgegenstand aktueller wissenschaftlicher Forschung – ganz unabhängig vom Bereich spekulativer Fiktion.
Dee scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.
Ziel des Projekts Outer Woman ist die Entwicklung einer Kunstfigur
im Rahmen eines semifiktionalen Schöpfungsberichts. Der künstliche Uterus wird zu einer Bühne. Dort begegnen wir Dee. Sie
hebt an zu einem Monolog. Was wird sie uns zu sagen haben?
In Zusammenarbeit mit: Charlotta Ruth, [M] Dudeck, Sebastian
Bark